Wettbewerbsteilnahme und vorgeschalteter Machbarkeitsstudie
Städtebau
Der Bereich des Schwanengatts bezeichnet eine Wasserfläche, an der bis zu Beginn des 14. Jahrhunderts der Wallgraben Bremens nach Südwesten schwenkte und dann als sogenannte Kleine Balge zur Weser verlief. Das heutige Stephaniviertel war zu dieser Zeit noch kein Bestandteil der Stadt. Im Zuge der Eingemeindung der damaligen Steffensstadt sowie des Umbaus der Wallanlagen ab dem Jahr 1305 wurde das Schwanengatt bebaubar.
Ort des Wettbewerbs war ein Eckgrundstück an der Straße Am Wall. Die an dieser Stelle abgehende Abbentorstraße leistet keine Querung der Wallanlagen, sie bleibt eine Nebenerschließungsstraße des Stephaniviertels. Die innerhalb der Blockfassade zum Wall gegenüber liegende Ecke zur Straße Am Brill ist mit einem 7-geschossigen Bürogebäude besetzt. Die Kubatur des vorliegenden Entwurfs folgt diesen Gegebenheiten und zeigt am Wall ebenfalls 7 Geschosse, in der Nebenstraße 5 Geschosse zuzüglich eines Dachgeschosses. Der historisch bedingte Knick im Verlauf der Wallbebauung, sowie die hierzu schrägwinklige Lage der Abbentorstaße geben dem Grundstück seine Geometrie. Der Entwurf unternimmt den Versuch, durch Fassadenschwenkungen im Blockinneren sowie einer besonderen Fassadenstruktur der Bürogeschosse, diese zum Teil widersprüchlichen Geometrien in einem prägnanten Gebäude aufzufangen.
Zusätzlich wird mit der Gestaltung der vorgeschlagenen Eingangshalle eine halböffentliche Durchwegung vom Schwanengatt zum Wall ermöglicht. Dies soll als zumindest teilweiser Ersatz für die zurzeit mögliche Querung dienen und beabsichtigt als großzügiger zweiter Zugang zum Gebäude die Aufwertung und Belebung des Blockinnenbereichs. Die Ausbildung von Terrassen auf der Ebene der ersten Obergeschosse zum Schwanengatt wird als städtebauliches Element im Entwurf aus gleichem Grund übernommen bzw. beibehalten.

Architektur
Der Entwurf orientiert sich an historischen Vorlagen hanseatischer Kontorgebäude und versucht eine aktuelle Übersetzung dieses Gebäudetyps unter Berücksichtigung Bremischer Größenmaßstäbe. Mit der Auswahl eines grau-blauen Fassadensteins erfolgt eine Einfügung in den bestehenden farblichen Kontext am Wall, mit der Materialwahl als Ziegel wird eine Verbindung zu den größeren, gut proportionierten Bürogebäuden, vor allem mit dem Postgebäude von 1905, im angrenzenden Viertel hergestellt. Mit der Auswahl des Travertins soll dem Erdgeschoss und vor allem der durchgehenden Eingangshalle eine freundliche, einladende Atmosphäre verliehen werden.
Als Leitmotiv zur Strukturierung der Bürofassaden fungiert eine einfache Erkerform, deren äußere Begrenzung durch eine Rundung mit immer gleichem Radius hergestellt wird. Diese Erkerausbildung dient im Inneren der leichteren Orientierung, Zuordnung sowie einer größeren Identifizierung der Mitarbeiter mit ihrem Arbeitsplatz. Zusätzlich werden die Ausblickmöglichkeiten in den Straßenraum bzw. in die Wallanlagen variiert. Nach außen zum Wall leistet die Bewegung der Fassade eine Stärkung des Gebäudeduktus für den relativ schmalen städtebaulichen Schlussstein am Blockende, der durch das Gebäude generiert werden soll. In der Abbentorstraße erfolgt durch die gewählte Erkerstruktur eine optische Verkürzung der für eine Nebenstraße verhältnismäßig langen Gebäudefassade.
Die Anordnung des Eingangsbereichs verhindert dass die Brepark-Flächen im Erdgeschoss durchtrennt werden. Durch die Ausprägung und Lage des Erschließungskerns können in den Regelgeschossen bis zu 4 unabhängige Mietparteien untergebracht werden. Durch einen Nutzungstausch zwischen dem 1. und 2. Obergeschoss könnte die Terrassenfläche im 1. OG durch eine größere Anzahl von Personen, vor allem von der Kantine aus, genutzt werden. Hiervon unabhängig wird ein alternativ strukturiertes 2. Obergeschoss vorgelegt, in dem eine anteilige Fremdvermietung ermöglicht wird. Auslober: BREPARK GmbH, Ansgaritorstraße 16, 28195 Bremen

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